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2.1 Zusammensetzen von Funktionen auf Flächenstücken

Wie in Abschnitt 1.6 wollen wir zunächst zwei Bézierflächen p und q geometrisch glatt zusammensetzen. Die beiden Flächenstücke seien als Bézierflächenstücke mit den Kontrollpunkten P_{j,k} und Q_{j,k} gegeben,

p: [0,1]^2 -> R^3, p(u,v) = \sum_{j=0}^alpha \sum_{k=0}^beta P_{j,k} B^alpha_j(u) B^beta_k(v), (2.1)
q: [0,1]^2 -> R^3, q(u,v) = \sum_{j=0}^alpha \sum_{k=0}^beta Q_{j,k} B^alpha_j(u) B^beta_k(v). (2.2)

Wir nehmen an, daß p und q eine gemeinsame Randkurve c: [0,1] -> R^3 besitzen. Diese sei o.B.d.A. gegeben durch

c(u) = p(u,0) = q(u,0)    für u \in [0,1]. (2.3)

Weiter seien auf den beiden Bézierflächen P := p([0,1]^2) und Q := q([0,1]^2) zwei stetige differenzierbare Abbildungen

f_1 : P -> R^d, (2.4)
f_2 : Q -> R^d (2.5)

gegeben mit d \in N. Wir folgen nun dem Ansatz aus [Sey96], um diese beiden Funktionen stetig differenzierbar zusammenzusetzen. Abbildung 2.1 zeigt eine schematische Darstellung dieser Situation.

Wenn (1.34) für p und q erfüllt ist, erhalten wir eine längs c geometrisch glatt zusammengesetzte Fläche S = P \union Q. Unter bestimmten Bedingungen an f_1 und f_2 erzeugen diese beiden Funktionen eine stetig differenzierbare Funktion f: S -> R^d mit

f(x) = f_1(x) für x \in P; f_2(x) für x \in Q. (2.6)

Da P und Q die gemeinsame Randkurve c besitzen, muß

f_1(c(u)) = f_2(c(u))    für u \in [0,1] (2.7)

gelten, damit f wohldefiniert ist. Aus der Stetigkeit von f_1 und f_2 und aus (2.7) folgt, daß f längs c stetig ist.

Abbildung 2.1: Zusammensetzen von Funktionen auf Flächenstücken
Zusammensetzen von Funktionen auf Flächenstücken

Wir suchen nun noch eine Bedingung für die Differenzierbarkeit von f längs c. Dazu benötigen wir eine Parametrisierung ~f von f, die differenzierbar ist. Zunächst werden wir eine stetig differenzierbare Parametrisierung s: [0,1]^2 -> R^3 für S angeben. Diese erhalten wir durch das Kombinieren von p und q. Wir wählen dazu zwei stetig differenzierbare Transformationen

t_i: [0,1]^2 -> A_i \subset [0,1]^2, i = 1, 2 (2.8)

mit A_1 \intersection A_2 = t_1([0,1],0) = t_2([0,1],0). Die Parametrisierung sei dann über

s(u,v) := p(t_1^{-1}(u,v)) falls (u,v) \in A_1, q(t_2^{-1}(u,v)) falls (u,v) \in A_2 (2.9)

gegeben. Nach (2.3) ist dies wohldefiniert.

Um die Transformationen explizit zu bestimmen, wählen wir t_1(u,v) = [u, (1+v)/2]^T. Daraus folgt

t_2(u,0) = t_1(u,0) = [u; 1/2]. (2.10)

Aus der stetigen Differenzierbarkeit von s folgt

nabla(p(t_1^{-1}(u,1/2))) = nabla(q(t_2^{-1}(u,1/2))), (2.11)
nabla p(u,0) (Dt_1(u,0))^{-1} = nabla q(u,0) (Dt_2(u,0))^{-1}, (2.12)
p_u(u,0)2 p_v(u,0) = q_u(u,0)q_v(u,0) (Dt_2(u,0))^{-1}. (2.13)

Aus (2.10) folgt

Dt_2(u,0) = 1 nu(u,0) 0 mu(u,0) (2.14)

mit den Funktionen nu und mu für die partiellen Ableitungen von t_2 nach v. Damit gilt

(Dt_2(u,0))^{-1} = ... . (2.15)

Dies in (2.13) eingesetzt ergibt

mu(u,0) p_u(u,0) ... t(u,0) q_u(u,0) -nu(u,0) q_u(u,0)+q_v(u,0). (2.16)

Hieraus erhalten wir die Gleichungen

p_u(u,0)  = q_u(u,0), (2.17)
2mu(u,0) p_v(u,0) = q_v(u,0)-nu(u,0)q_u(u,0). (2.18)

Aus (2.3) folgt sofort, daß (2.17) erfüllt ist. Es bleibt also zunächst die Gleichung (2.18). Setzt man (1.34) ein, ergibt dies

2mu(u,0) p_v(u,0) = -Phi(u) p_u(u,0) - Psi(u) p_v(u,0) -nu(u,0)p_u(u,0), (2.19)
(2mu(u,0)+Psi(u)) p_v(u,0) = (-Phi(u)-nu(u,0)) p_u(u,0). (2.20)

Hieraus erhält man die Bedingungen

nu(u,0) = -Phi(u), (2.21)
mu(u,0) = -1/2Psi(u). (2.22)

Dies bedeutet, daß

Dt_2(u,0) = [1, -Phi(u); 0, -1/2Psi(u)]. (2.23)

Diese Bedingung wird z.B. erfüllt von

t_2(u,v) = [u - v Phi(u); -v/2Psi(u)]. (2.24)

Nun können wir eine Bedingung für die Differenzierbarkeit von ~f herleiten. Dazu seien ~f_i: [0,1]^2 -> R^d für i = 1, 2 mit ~f_1 = f_1 \circ p und ~f_2 = f_2 \circ q definiert. Es sei weiter ~f: [0,1]^2 -> R^d gegeben durch

~f(u,v) = ~f_1(t_1^{-1}(u,v)) ...  ~f_2(t_2^{-1}(u,v)) falls (u,v) \in A_2. (2.25)

Aus der Stetigkeit von f folgt

~f_1(t_1^{-1}(u,1/2)) = ~f_2(t_2^{-1}(u,1/2)), (2.26)
~f_1(u,0) = ~f_2(u,0) (2.27)

für u \in [0,1]. Weiter soll f stetig differenzierbar sein, d.h. es muß gelten

Df_1(x) = Df_2(x)    für x \in c([0,1]), (2.28)
D~f_1(t_1^{-1}(u,1/2)) = D~f_2(t_2^{-1}(u,1/2)), (2.29)
~{f_{1,u}}(u,0)2~{f_{1,v}}(u,0) = ~{f_{2,u}}(u,0)~{f_{2,v}}(u,0)} (Dt_2(u,0))^{-1}. (2.30)

Mit (2.23) folgt

~{f_{1,u}}(u,0)2~{f_{1,v}}(u,0) = ~{f_{2,u}}(u,0)~{f_{2,v}}(u,0) -2/\Psi(u) -1/2Psi(u)Phi(u); 0 1] (2.31)
~{f_{1,u}}(u,0)2 ~{f_{1,v}}(u,0) = 2/Psi(u) -1/2Psi(u) ~{f_{2,u}}(u,0) (2.32)

Dies liefert die Gleichungen

~{f_{1,u}}(u,0) = ~{f_{2,u}}(u,0), (2.33)
-Psi(u) ~{f_{1,v}}(u,0)  = Phi(u) ~f_{2,u}}(u,0)+~{f_{2,v}}(u,0). (2.34)

(2.33) ist wegen (2.27) erfüllt und aus (2.34) erhält man deshalb

Phi ~{f_{1,u}}(.,0)+Psi~{f_{1,v}}(.,0)+ ~{f_{2,v}}(.,0) \equiv 0. (2.35)

Diese Bedingung stimmt formal mit der Bedingung (1.34) für die geometrische Glattheit von Flächen überein. Dabei ist zu beachten, daß Phi und Psi dieselben Funktionen sind, die beim Zusammensetzen der Flächenstücke verwendet werden.


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