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1.4 Geometrische Stetigkeit

Durch die Knotenfolge (1.3) wird die Glattheit der aus Polynomen zusammengesetzten Kurve festgelegt. Kommt ein Knoten genau m-mal vor, so sind die ersten d-m Ableitungen der Kurve an dieser Stelle stetig. Anstatt die Glattheit der Parametrisierung zu fordern, können wir auch verlangen, daß die Kurve geometrisch glatt ist.

Definition 1.5 (Geometrische Stetigkeit)   Sei c: [u_0,u_n] -> R^N eine reguläre Parametrisierung einer Splinekurve. Die Splinekurve ist eine m-mal stetig differenzierbare Kurve, wenn für jeden Knoten u_j aus der Knotenfolge (1.3) eine stetige Funktion phi mit phi(u_j) = u_j und phi' > 0 existiert, so daß für d(s) := c(phi(s)) gilt

c_+^(k)(u_j) = d_-^(k)(u_j), k=0:m. (1.23)

Für eine stetig differenzierbare Kurve erhalten wir damit die Bedingungen

c_+(u_*) = c_-(u_*), (1.24)
c_+'(u_*) = c_-'(u_*) phi'(u) (1.25)

an einem Knoten u_*. Dabei bedeutet die erste Gleichung nur, daß die Kurve am Knoten u_* zusammenhängt. Die zweite Gleichung bedeutet, daß die Tangentenvektoren c_+ und c_- in u_* parallel, aber nicht notwendig gleich sind.

Abbildung 1.6: Geometrisch stetige Bézierkurve
Geometrisch stetige Bézierkurve

Wir untersuchen dies nun speziell für Bézierkurven. Dazu können wir die einzelnen als Bézierkurve darstellbaren Kurvensegmente zunächst unabhängig voneinander betrachten. Jedes dieser Segmente wird durch d+1 Kontrollpunkte bestimmt. Soll die gesamte Kurve einmal stetig differenzierbar sein, dann müssen obige Gleichungen jeweils an den Stellen gelten, an denen die Kurvensegmente zusammengesetzt werden. Seien p_0, ..., p_d und q_0, ..., q_d die Kontrollpunkte zweier benachbarter Kurvensegmente (vgl. Abbildung 1.6). Wir nehmen an, daß (1.24) an p_d erfüllt ist. Also gilt p_d = q_0, da Bézierkurven die Anfangs- und Endpunkte des Kontrollpolygons interpolieren. Nach (1.25) müssen die Tangenten an p_d = q_0 parallel sein, d.h. Die Punkte p_{d-1}, p_d = q_0, und q_1 müssen kolinear sein, denn die Tangenten an den Anfangs- und Endpunkten der Bézierkurven werden ebenfalls durch das Kontrollpolygon bestimmt.

Falls eine Kurve eine glatte, reguläre Parametrisierung c(t) hat, dann ist auch die Parametrisierung nach der Bogenlänge

s(t) = \int_{u_0}^t |c'(x)| dx (1.26)

glatt. Hieraus lassen sich dann wie in [Höl94] weitere Bedingungen an die Kontrollpunkte der Bézierkurven für Krümmungsstetigkeit, Stetigkeit der Binormalen, etc. ableiten. Im folgenden werden wir dies aber nicht benötigen.


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